WG18 – Briefentwurf an Alma Mahler
Neubabelsberg, Montag, 25. Juli 1910

Ich bin heute sehr schlechter
Stimmung. Seit vorgestern
kein Brief von Dir, auch nach
der 2.ten Post eben nicht. –
Die Arbeit geht nicht langweilt
mich, ich kann keine Begeisterung
finden für diesen Flickkram,
Briefe schreiben u zu verhandeln\lungen zu führen/
Ich werde die große
konkurrenz mitmachen, so
kühn es vielleicht ist, damit
ich etwas arbeite, daß dieser
großen \besten/ Zeit meines Lebens
würdig ist.

            \Diese verblödende

            Arbeit bekommt mir geistig
Pleschner u körperlich schlecht/

 Ich fühle mich im Augen-
blick außer Stande alles das
zu leisten was Du von
mir erwartest und was
wirklich Deiner wert wäre.

___
Geld verdienen! Hilf mir
mit Deinem Rat!


Apparat

Überlieferung

, .

Quellenbeschreibung

1 Bl. (1 b. S.) – Notizblock.

Druck

, S. 57, bei Anm. 35 (Auszug) und S. 242 (Auszug), , S. 22, bei Anm. 25 (Auszug).

Korrespondenzstellen

Beantwortet durch AM9 vom 28. Juli 1910 (je mehr Du bist und leistest – desto mehr wirst Du mir sein!! – Aber nicht denke ans ‚Geld verdienen‘!): Ich fühle mich im Augenblick außer Stande alles das zu leisten was du von mir erwartest und was wirklich Deiner wert wäre. Geld verdienen! und (sei nicht entmuthigt – wenn Du einmal 3 – 45 Tage keine Nachricht hast): Seit vorgestern kein Brief von Dir.

Datierung

Wie bereits der vorhergehende Entwurf wurde auch WG18 durch AM9 vom 28. Juli beantwortet und behandelte ebenso arbeitsbezogene Themen. Ausschlaggebend für die Datierung ist jedoch der Passus Seit vorgestern kein Brief von Dir. Die zuletzt eingetroffenen Briefe AMs waren AM5 und AM6, die er beide am 23. Juli noch in Timmendorfer Strand erhielt. Dadurch ergibt sich eine Datierung von WG18 auf den 25. Juli 1910.

Themenkommentar

Übertragung/Mitarbeit


(Marie Apitz)
(Jannik Franz)


A

Seit vorgestern kein Brief – Zuletzt hatte bezog wahrscheinlich AM5 und AM6 erhalten, beide eingetroffen am 23. Juli 1910.

B

Bismarck\denkmal/konkurrenz – s. Themenkommentar: Bismarcknationaldenkmal.

C

Pleschner – Pleschner findet sowohl in diesem wie wahrscheinlich auch im nachfolgenden Entwurf Erwähnung (um diesen Abend mit Dr. P. zusammen zu essen, WG19 vom 25. Juli 1910). Aus späteren Briefen wissen wir, dass Pleschner ebenfalls in Tobelbad gewesen war und mit und Zeit verbracht hatte (auf dem Wiesenweg mit Pleschner u. meiner Schwägerin, AM25 vom 24. August 1910). Aus AM49 vom 30. November 1910 geht außerdem hervor, dass Pleschner bei einer der Fahrten und nach Graz (Bierfahrt) dabei gewesen war (s. auch WG1 von wahrscheinlich Mitte Juni 1910). schien engeren Kontakt mit Pleschner gehabt zu haben und stellte ihn sogar seiner vor: Dr P mit mir bei meinen Eltern (WG93 vom 1. November 1910) sowie Dass Deine Mutter Pleschner nicht liebt . . . Na[,] er ist ja herzlich unbedeutend (AM49 vom 30. November 1910). Pleschner schien sich außerdem regelmäßig in Berlin und Wien aufgehalten oder zumindest Kontakt zu beiden Städten gehabt zu haben, da es in AM28 vom 3. September 1910 heißt: Pleschner darf nicht wissen, dass Du nach München gehst und noch weniger – nach Wien. Schmutziger Tratsch darf uns nicht nahen. Ob es sich bei Dr. Pleschner um einen Arzt, möglicherweise den Urologen handelt, der Anfang 1910 für einige Monate als Hospitant des Chirurgen in Wien tätig war und im Sommer desselben Jahres nach Berlin umzog, um dort als Assistent in einer Privatklinik zu arbeiten (), konnte nicht abschließend geklärt werden.